HeterotopischeUniversiteatHeterotopische-Uni

Der Ruf nach Optimierung hallt durch die Raumzeit. Unser Handeln, unsere Entwicklung, unsere Zukunft sollen sicher sein: also berechenbar. Lebenszeit ist Geld, und davon gibt es nicht genug. Der ökonomische Mensch ist auch der gestresste Mensch – er ist getrieben. Doch wie ist es in dieser Situation um sein angeblich höchstes Gut bestellt?
Ist er, da er diese Triebfeder verinnerlich hat – die Autorität also wie aus ihm heraus zu wirken scheint – auch selbstbestimmt? Hat er überhaupt noch die Möglichkeit sich Orten zu widmen, in denen seine Kultur in ihren Grundsätzen verhandelbar, also gestaltungsfähig ist – an denen er quasi selbst bestimmt wo er sich von seiner Natur abheben wird und wie er sich mit ihr wieder vereinigt?

…Es gibt … – und das wohl in jeder Kultur, in jeder Zivilisation – wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplazierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können. Weil diese Orte ganz andere sind als alle Plätze, die sie reflektieren oder von denen sie sprechen, nenne ich sie im Gegensatz zu den Utopien die Heterotopien. … Die Heterotopie vermag … mehrere Räume, mehrere Plazierungen zusammenzulegen, die an sich unvereinbar sind. …

…Das Schiff, das ist die Heterotopie schlechthin. In den Zivilisationen ohne Schiff versiegen die Träume…

MICHEL FOUCAULT – Andere Räume 

„…„Big Brother“ war gestern. Nun verheißt Big Data zwar auch totale Kontrolle, verspricht dafür aber zudem eine sinnvolle Steuerung unserer Zukunft in allen Lebenslagen. Autoren wie der Oxford-Professor Victor Mayer-Schönberger sprechen von einer „Revolution“. Big Data, so betitelt er sein aktuelles Buch zum Thema, werde unsere Arbeitswelt und sogar unser Denken verändern…“

„Die gesteuerte Zukunft“ – Der Spiegel Nr. 20/13.5.13

Nachtrag 8. April 2021: → Brave New Big-Data „Socialism“ (Realität in China 2019) NBC Nightly News

„…Bis zum Jahr 2020 sollen 30 Millionen Euro aus dem Uni-Etat gestrichen werden, die für studentische
Angebote eingesetzt werden sollten…“

Saarbrücker Zeitung 22. 10.13

„…35 bis 40 Stunden Arbeit pro Woche, gerade mal drei Jahre Zeit bis zum Bachelor. In diesen drei Jahren gilt es, sogenannte Leistungspunkte zu sammeln – 180 insgesamt, 30 pro Semester. Von einer „Bildungshetze“ spricht der Soziologe Tino Bargel. … Die Studenten sind in der Phase der Spätadoleszenz. Das ist eine sehr dynamische Lebensphase. Die prinzipielle Frage, der man sich stellt, lautet: Wie und wo will ich leben, wie bin ich?…“

„Menschen sind keine Lernmaschinen“ Süddeutsche.de 9. 7.12

Die bananenrepublikähnlichen Zustände im Land der Dichter und Denker will das m-i-t-Labor zum Anlass nehmen, um ans Steuer seines Dampfers zu treten und eine ganz eigenwillige Denkwerkstatt aufzubauen.
Für eine Kultur mit der wir weiter machen wollen.
Das Schiff als Symbol des Aufbruchs, als stimulierende Akkupunkturnadel im Bildungsknoten unseres scheinbar so maroden, politverdrossenen und konsumistisch eingelullten Gesellschaftskörpers.

Nachtrag (März 2021):
Das Projekt wurde im übrigen, von vielen Fakultäten, sowie dem damaligen Präsidenten der Uni, Volker Linneweber, begeistert begrüßt, und damals, ausgerechnet durch die Philosophen, erfolgenreich boykottiert. (Möglicherweise bangten diese, um ihre Deutungshoheit?)
Hier ist ein Beleg für diesen Umstand.
(Der in diesem Zeitdokument enthaltene Begriff ‚Querdenker‘, kam übrigens zum Einsatz, bevor er durch eine uns allen bekannte, unappetitliche Grupierung vereinnahmt wurde.)

→ Ein erstes Kozeptpapier Heterotopische Universität

→ Entscheidende Grundgedanken: Sparparolen, Zeitdruck und Big-Data  Ein Plädoyer gegen das Wegrechnen unserer Kultur
→ Hörversion

In der Hörversion finden sich, wie in der ersten Textversion, an drei entscheidenden Stellen ungenaue Formulierungen. Dies berichtige ich hiermit:

…Lebenszeit ist ja angeblich Geld, und davon gibt es scheinbar nicht genug.

…Erst wo  i c h  in der Rechenmaschine, die ja in  m i r  zum Denken erst kommt,  d o r t  Bewußtsein entwickele, weil ich sie in ihrem mir Verinnerlichten selbst seiend in Frage und in Beziehung zu Unbekanntem, weil nicht Berechenbarem stelle und dieses noch fremde in mir blickend sich darin in seinen Grenzen sehend beginne, kann die wirkliche Idee hervortreten; auch die der Freiheit.

…Geht es nicht vielmehr darum, in unseren nur scheinbar unheilig gewordenen Hallen dieser Weltbetrachtung – weil Metaphysik und Glaube dort bedingend, wo ich  m i c h  in ihnen nicht in der Lage  s e h e ,  im genauen Schauen, Plätze zu initiieren, an denen ganz ernsthaft – also ebenso konzentriert wie offen für ungewöhnlichste Ansätze – die Prinzipien der wirklichkeitsbildenden Kräfte der Kommunikation untersucht und in Frage gestellt werden können, auf dass sich unsere Fähigkeiten auf diesem Gebiet in solchem Maße zu verfeinern und entwickeln beginnen, dass sie in einer neuen Zukunft ein Instrument bilden, welches so verlässlich im Sinne unserer angestrebten Freiheit wirkt, dass wir auch mit den Prinzipien der Mathematik weiterhin bestehen können.

5. April 2022

(Möglicherweise haben die Philosophen ja deshalb bedenken angemeldet, und ich habe ihnen im obigen Kommentar unrecht getan. Aber das hätten wir ja auch damals gemeinsam schon in der Heterotopischen Universität in Saarbrücken erörtern können, so es sie denn gegeben hätte.)

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Was bisher geschah:

…dez.2013

→ OP 1

…jan.2014

→ OP X

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